Die Karriere geht steil nach oben: An der Seite von Kate Winslet ist David Kross derzeit in dem oscaprämierten Film „Der Vorleser“ in den Kinos zu sehen. Mit zwölf drehte Kross seinen ersten Film. Bleibt da die Kindheit auf der Strecke?
KÖLNER STADT-ANZEIGER Herr Kross, Sie haben mit zwölf Jahren Ihren ersten Film gedreht. Muss man da schneller erwachsen werden als andere?
DAVID KROSS Ich glaube, wenn man in die Arbeitswelt einsteigt, wird man automatisch erwachsen. So viel Spaß es auch macht, so ein Film ist halt auch Arbeit und man hat eben Verpflichtungen, die man sonst eben nicht hätte.
Was bedeutet denn für Sie Erwachsenwerden?
KROSS Den Abschied von der Kindheit, was man aber nie komplett abschließt. Ein Vorgang, der in der Jugendzeit extrem ist, aber auch bei älteren Leuten ist das ja manchmal noch so.
Wie fühlt sich das an?
KROSS Es gibt Momente, wo das wahnsinnig schmerzhaft ist und Momente, wo das total schön ist, wo man merkt, okay, ich hab jetzt aber andere neue Möglichkeiten und andere neue Wege stehen mir offen, die ich gehen kann und freue mich, was Neues zu erleben - aber jeder geht damit anders um, für mich war es beides, schön und schmerzhaft manchmal.
Und wann ist man dann erwachsen?
KROSS Wenn man anfängt, richtig zu arbeiten. Das ist, glaube ich, einer der größten Schritte ins Erwachsenwerden. Das hängt auch für mich sehr mit der Arbeit zusammen. Da hat man auf einmal eine Verantwortung, von der man erst noch nicht so richtig weiß, wie man mit ihr umgehen soll, und dann lernt man das zu übernehmen, Verpflichtungen einzugehen und so weiter. Man ist eben nicht mehr in der Schule und hat da seine feste Struktur - erwachsen werden ist ja auch ein Verlust von Struktur, die Struktur von zu Hause, in der Familie, in seinem Freundeskreis, und irgendwann ist man dann auf sich alleine gestellt.
In welchen Momenten wären Sie selbst denn lieber wieder Kind?
KROSS Wenn irgendwelche Probleme aufgekommen sind und man nicht mehr Mama das machen lassen kann. Wobei das auch relativ ist - auf der anderen Seite fühlt man sich auch gut, wenn man das selbst in die Hand genommen und gelöst hat.
In „Krabat“ siegt am Ende die Liebe über das Böse. Ist das nicht eine sehr kindliche Vorstellung?
KROSS Das kann sein, aber das ist doch eine total schöne kindliche Vorstellung. Und ich finde das im Film schön erzählt, dass das der größte Zauber ist, der über allem steht. Und ich glaube, wenn es Zauber gibt, dann ist das wirklich die Liebe.
Verändern sich Träume, wenn man älter wird?
KROSS Ich glaube schon. Es gibt einen schönen Kurzfilm, „Una Vita in Scatola“ („Das Leben in der Schachtel“), der handelt davon, dass die Träume kürzer werden. Ich glaube, dass die Träume weniger Platz finden zwischen allen möglichen Verpflichtungen - man hat einfach weniger Zeit dafür.
Das klingt aber doch ganz schön hart - gibt es überhaupt etwas Schönes am Erwachsenwerden?
KROSS Man ist viel eigenständiger, kann viel mehr Entscheidungen treffen. Und das Schöne ist, dass man gleichzeitig eben auch immer ein bisschen Kind bleibt und das noch leben kann.
Quelle: ksta.de