this is the interview from Märkischen Allgemeinen
I love the part he talked about keeping up with friends he from his home town and friends he made during filming.. He comes across such a sweet and humble person!
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„Das ist wie ein Tanz“
Interview mit David Kross zur Titelrolle in "Der Vorleser"
BILDERGALERIE
Der 18-jährige David Kross ist deutscher Shooting Star der Berlinale. Im Film „Der Vorleser“ spielt er die Titelrolle – den jungen Liebhaber von Kate Winslet. Claudia Palma und Jan Sternberg trafen ihn in Berlin.
Eine Hotel-Suite mit Blick auf den Kudamm. Auf dem Tisch ein voller Aschenbecher und eine leere Packung rote Gauloises. Kross trägt ein braunes Kapuzenshirt. Er spricht leise und sehr höflich. Einen Tag vor dem Gespräch ist er nach Berlin gekommen. Im Wettbewerb der Berlinale läuft „Der Vorleser“ nach dem Bestseller von Bernhard Schlink. Der Film spielt in der deutschen Nachkriegszeit, er zeigt eine zerstörerische Beziehung zwischen einer ehemaligen KZ-Wärterin (Kate Winslet) und einem Schüler (Kross). Der Film ist für fünf Oscars nominiert.
MAZ: Herr Kross, rauchen Sie eigentlich? Im „Vorleser“ sah es eigentlich so aus, als wären Sie Nichtraucher.
David Kross: Das war jetzt aber kein Kompliment. Sie haben mir das Rauchen nicht geglaubt …
Er sagt es nicht vorwurfsvoll, eher unsicher. „Der Vorleser“ ist sein dritter Film, seine dritte Hauptrolle, seine erste Hollywood-Produktion. So einen kometenhaften Aufstieg gab es im deutschen Kino noch nie. Da könnte einer schon Starallüren bekommen. Nicht Kross. Der macht sich Sorgen darüber, dass man ihm sein Rauchen nicht glaubt. Er hat vor dem Interview neue Zigaretten und ein Bier bestellt. Beides kommt nicht. Kross kaut stattdessen auf Zahnstochern und spielt mit der Streichholzschachtel. Wenn man ihm dann wirklich ein Kompliment macht, lächelt er und bedankt sich sehr ehrlich.
Reden wir über andere Laster: Sie waren gerade in Kambodscha zu den Dreharbeiten zu Detlev Bucks Film „Same Same But Different“. Da haben Sie wild herumgeballert ...
Kross: Das nennt sich Shooting Range, da können Touristen hingehen und für 50 Dollar mit der Maschinenpistole schießen. Oder für 150 Dollar mit dem Granatwerfer. Das ist ein beängstigendes Gefühl, was es dir für eine Macht gibt, wenn du mit einer Maschinenpistole schießt. Was das mit Menschen macht, die im Krieg sind!
Nach Ihrer Rückkehr aus Kambodscha mussten Sie sofort Ihre Rolle im „Vorleser“ synchronisieren, der komplett auf Englisch gedreht wurde. War das eigentlich schwierig, ein Drehbuch auf Englisch zu lernen?
Kross: Natürlich musste ich Worte nachschlagen, die ich nicht kannte. Aber dadurch hat man auch eine größere Vorbereitung und taucht tiefer rein. Ich hatte eine wahnsinnig lange Vorbereitungszeit, mit einem Dialect Coach, weil ich vorher nur Schulenglisch sprechen konnte. Der war auch immer bei den Dreharbeiten dabei und hat mir gesagt, dass ich einzelne Worte anders aussprechen, anders betonen sollte. Das Gute war, dass ich fast über ein Jahr Englisch gesprochen habe und die Sprache dadurch angenommen habe.
Man hat das Gefühl, es hat Ihnen Spaß gemacht.
Kross: Ja, sehr…
... und Sie haben anders gespielt als in Ihren ersten beiden Hauptrollen in „Knallhart“ und „Krabat“. Bisher wirkten Sie sehr cool, jetzt spielen Sie emotionaler.
Kross: Ich wusste vorher einfach nicht viel über die Schauspielerei und habe während der Arbeit mit „Vorleser“-Regisseur Stephen Daldry einen wirklich großen Schritt gemacht.
Träumen Sie jetzt von Hollywood oder möchten Sie doch erst einmal auf eine Schauspielschule?
Kross: Ich möchte nicht nach Hollywood ziehen. Und den Besuch einer Schauspielschule könnte ich mir zum Beispiel in England vorstellen. Aber ich habe noch keine konkreten Pläne.
Bei den Dreharbeiten in Kambodscha haben Sie wieder mit Ihrem Entdecker Detlev Buck zusammengearbeitet. War das – nach der Arbeit am „Vorleser“ – wie ein Nachhausekommen oder eher schwierig?
Kross: Auf der einen Seite war es ein Nachhausekommen, auf der anderen Seite habe ich in der Zwischenzeit so viel erlebt. Es war am Anfang schon ein bisschen schwierig, wieder zueinander zu finden.
Sie wohnen noch bei Ihren Eltern in Bargteheide. Oft bekommen die Sie ja nicht zu sehen.
Kross: Das stimmt, aber ich brauche diese Pause jetzt dringend, ich muss wieder herunterkommen.
Verstehen Ihre alten Freunde dort, wie anstrengend Ihr Job ist?
Kross: Meine alten Freunde aus Bargteheide sind mir sehr wichtig, ich sehe sie regelmäßig und habe sie auch zu den Dreharbeiten zum „Vorleser“ eingeladen. Die wissen also, was ich mache. Aber die anderen sehen immer nur das Endprodukt. Man sieht ja nicht die Arbeit, die dahinter steckt. Da denkt mancher schnell, der hat ja hundert Prozent Highlife in Tüten...
... und Sexszenen mit Kate Winslet.
Kross: Ich war natürlich wahnsinnig aufgeregt und habe mit Stephen Daldry darüber geredet. Er sagte: Mach dir da keinen Kopf, du hast noch viel schwierigere Szenen.
Die Sexszenen im „Vorleser“ zwischen Hanna (Kate Winslet) und dem Schüler Michael (Kross) sind zentral für den Film. Kross ist jetzt anzumerken, dass er dazu schon viele Fragen beantworten musste.
Kross: Sexszenen zu spielen ist sehr technisch und hat wirklich nicht viel mit Schauspielkunst zu tun. Das ist wie ein Tanz, wie eine Choreographie. Am Anfang war es eine Überwindung, dann haben wir drüber gelacht.Wie unterscheidet sich eigentlich so eine große Hollywood-Produktion wie „Der Vorleser“ von einem kleinen deutschen Film?
Kross: Hollywood kocht auch nur mit Wasser. Es war übrigens sehr europäisch am Set, der Regisseur und die beiden Hauptdarsteller sind Briten und die meisten Schauspieler kamen ja aus Deutschland.
Sie sind erst während der Dreharbeiten 18 Jahre alt geworden. Der Drehplan musste daran angepasst werden.
Kross: Ja, und wenn Stephen Daldry das gewusst hätte, hätte er mich gar nicht gecastet. Ich hab echt Glück gehabt. Es ist ein absurdes amerikanisches Gesetz, das für diese Produktion galt. Man darf als Schauspieler unter 18 vor der Kamera keine Sexszenen haben. Aber Waffenbesitz wäre in Ordnung.Dreharbeiten am anderen Ende der Welt, die große „Vorleser“-Premiere in den USA, die Berlinale, Interviews, die Oscar-Verleihung in Los Angeles – Sie sind sehr viel unterwegs. Wie halten Sie Kontakt zu Freunden?
Kross: Das ist schwierig. Mit Daniel Brühl hat sich schon eine Art Freundschaft entwickelt. Aber wir sind immer an verschiedenen Orten und man kann keine Freundschaft über Email führen. Aber mit Apinya, meiner thailändischen Filmpartnerin in „Same Same But Different“, telefoniere ich ganz oft, das ist auch scheiße. Dass so ein langer Weg zwischen uns ist. Wir haben uns wahnsinnig gut verstanden. Ich hoffe wirklich, dass sie bald für die Synchronisation des Films nach Deutschland kommt. Ich vermisse sie einfach.
Vom holsteinischen Jugendtheater nach Hollywood
Die Kindertheatergruppe Blaues Wölkchen des Kleinen Theaters Bargteheide (Schleswig-Holstein) bot die erste Bühne für David Kross.
In der Kleinstadt bei Hamburg wurde er am 4. Juli 1990 geboren, dort wohnt er mit seinen Eltern und zwei Geschwistern.
Aus dem Kleinen Theater kannte ihn Bernadette Buck. Sie machte ihren Vater, den Regisseur Detlev Buck, 2005 auf Kross aufmerksam. Kross bekam die Hauptrolle in Bucks Sozialdrama „Knallhart".
Als Film-Sohn von Jenny Elvers-Elbertzhagen verschlug es Kross vom feinen Berlin-Zehlendorf ins harte Neukölln. Der Film wurde auf der Berlinale 2006 gelobt und erhielt den Deutschen Filmpreis in Silber. Kross war die Entdeckung der Saison.
In Rumänien drehte Marco Kreutzpaintner 2006/2007 seine Adaption des Otfried-Preußler-Klassikers „Krabat". Der auf einer sorbischen Sage basierende Roman wurde von Kreutzpaintner mit einer Riege deutscher Jungstars (Daniel Brühl, Robert Stadlober) verfilmt und kam im Herbst 2008 ins Kino. Kross spielte die Hauptrolle.
Ins internationale Geschäft führte Kross sein dritter Film: In der Studio-Babelsberg-Produktion „Der Vorleser" (nominiert für fünf Oscars, deutscher Kinostart am 26. Februar) spielte Kross die Titelrolle zwischen Kate Winslet und Ralph Fiennes.
Seinen vierten Film drehte Kross im Winter 08/09 wieder mit Detlev Buck in Kambodscha. „Same Same But Different" heißt die tragische Liebesgeschichte zwischen einem Touristen (Kross) und einem Bargirl, gespielt von der 18-jährigen Thailänderin Apinya Sakuljaroensuk. jps